Donnerstag, 20. September 2012

Meine Mutter


Hannelore Desch geborene Grüter 01.05.1932


An erster Stelle, der für mich besonderen Menschen, steht für mich meine Mutter Hannelore Desch, geborene Grüter. Die Tatsache, dass meine Mutter mich auf die Welt gebracht hat, die nimmt mich schon mal sehr für sie ein. 


Sie ist 1932 am 01. Mai in Homberg – Hochheide / Duisburg geboren und das fand ich, schon so lange ich darüber nachdenken konnte, ganz besonders schlau von ihr, genau an diesem Tag zur Welt zu kommen. Ist es doch von ihrem 1. Geburtstag an, dem 01. Mai 1933, für alle ein freier Tag, der Tag der Arbeit. Als sie fünf Jahre alt war, da starb ihr Vater an einer Lungenentzündung. Für ihn und seine Familie kam die Verwendung des Penicillins leider zu spät.



Die Kindheit meiner Mutter war natürlich durch den Krieg, wie bei allen anderen Kindern dieser Zeit auch, schwer beeinträchtigt. Sie hat uns nie etwas darüber erzählt. Unter schwierigen Bedingungen machte sie ihre „mittlere Reife“, ging nach Kaiserswerth zu den Diakonissen, von da aus dann nach „Marburg an der Lahn“ in die Ausbildung zur Krankenschwester, die sie mit 21 Jahren mit Erfolg abschloss. Vorher hatte sie meinen Vater kennen gelernt und geheiratet, nicht gerade so geplant war das. 



Es wird ganz schön schwer gewesen sein, das Examen hochschwanger mit mir abzulegen. Sie hat es geschafft und ich kam kurze Zeit darauf auf die Welt. Meine Eltern zogen, als ich 6 Monate alt war, an den Niederrhein. Schnell fanden sie eine Wohnung, mein Vater Arbeit bei Krupp und das Leben war schön. Zwei Jahre nach mir kam mein Bruder zur Welt. Als wir in den Kindergarten kamen, konnte meine Mutter auch wieder als Krankenschwester im Nachtdienst arbeiten. Das tat der Familienkasse gut. Meine Eltern konnten sich so einiges leisten. Mein Vater arbeitete auch noch immer nebenbei und so hatten wir recht früh schon einen Fernseher, ein Auto und so allerhand Schnickschnack im Haushalt. Klar doch, auch meine Mutter machte den Führerschein. Erst fürs Moped, dann fürs Auto.



Aber Geld allein macht auch nicht glücklich. Unsere Familie war durch die Erkrankung meiner Mutter an manischer Depression, die sie schon in ihrer Jugend quälte, sehr belastet. Als Kind verstand ich nicht, warum meine Mutter entweder sehr traurig war oder aber so sehr lustig und gar nicht zur Ruhe kam. Mein Vater hatte es schwer mit einer kranken Frau und kleinen Kindern. Trotzdem habe ich überwiegend schöne Erinnerungen an meine Kindheit, auch wenn manches mich sehr verunsichert hat. Als Jugendliche und junge Erwachsene war ich ja mehr mit mir selbst beschäftigt und da fiel es mir gar nicht weiter auf, dass meine Mutter doch sehr krank war und mit Depressionen kämpfte. 



Meine Mutter war ein mitfühlender, gewissenhafter, humorvoller, intelligenter, liebenswerter, bedachtsamer Mensch. Sie war mir und meinem Bruder vor allem eine liebevolle, fürsorgliche Mutter. Sie hat sich mit 43 Jahren das Leben genommen, da war ich 23 Jahre alt. Nur mein ältester Sohn hat als einziger Enkel seine Oma noch gekannt. Er war 5 Jahre alt, als sie starb. Durch Bilder und Erzählungen habe ich versucht die Erinnerung an sie wach zu halten. Nie wird mein Schmerz vergehen, sie so früh verloren zu haben. Dankbar bin ich ihr, dass sie mir ihre trotz allem immer positive Einstellung vererbt hat. Damit habe ich bis heute mein Leben meistern können. Danke schön, Mutti!

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2 Kommentare:

  1. Liebe Claudia, vielen Dank für deine "offene Familiengeschichte". Für mich ist es eine traurige, aber auch positive, liebenswerte Familiengeschichte. Möge Dir nur noch Freude begegnen. Deine Mutter wird sich, egal wo sie sich jetzt befindet, freuen, von ihrer Tochter so liebe Worte zu lesen. Wir kennen nur unsere Welt, aber ... was wissen wir schon.
    Ganz liebe Grüße, Margot

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  2. Das muss sehr schwer gewesen sein, die Mutter so früh zu verlieren. Deine Mütter hätte sich sicherlich über diese lieben Worte gefreut.
    Wer weiß, vielleicht kommen sie ja irgendwie bei ihr an.
    LG Sabine

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