... ruhig
gestellt und angepasst
Gestern
Abend lief auf "BR alpha" eine Sendung mit diesem Titel.Es ging um
das Thema verhaltensauffällige Kinder und deren Behandlung.Dieses Thema interessiert mich schon immer als Mutter, Großmutter und einfach als Mitglied dieser Gesellschaft und deshalb blieb ich noch spät Abends beim zappen durch die Programme bei dieser Sendung hängen. Kinder sind unsere Zukunft und uns alle sollte interessieren, was mit ihnen geschieht.Kinder sollen Kinder sein dürfen und nicht kleine Erwachsene sein müssen. Ich meine, dass die Erwachsenen zu schnell vergessen haben, was es heißt Kind zu sein. Die Ansprüche an die Kinder sind viel zu hoch. Sie sollen schon im Kleinkindalter Leistung bringen und werden das Opfer von unnötigen Vergleichen. Wer fragt später danach, wann man laufen konnte, vollständige Sätze sprach, "sauber" war? Natürlich muss man auf auffällige Entwicklungsverzögerungen achten, gar keine Frage, aber ansonsten sollte man doch locker bleiben.Kinder wollen toben, sich schmutzig machen dürfen, warum nicht. Sie wollen die Welt entdecken, warum immer nur für gute Noten pauken? Also, liebe Eltern, macht mal halblang, alles wird gut.Kinder brauchen ganz selten wirklich Pillen, aber immer ganz viel Liebe und Geduld.
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*In Deutschland
leiden mehrere hunderttausend Kinder an ADHS. Viele von ihnen werden mit dem
Wirkstoff Methylphenidat behandelt. Experten warnen mittlerweile vor einer zu
hohen Medikation und empfehlen andere Methoden der Behandlung. Kinderärzte und
-psychiater sowie betroffene Eltern und Kinder werden im Film zu ihren
Erfahrungen mit verschiedenen Behandlungsmethoden befragt. Auch die Ursachen
der psychischen Störung sowie die Wirkungsweise der Medikamente (z. B. Ritalin)
sind Thema des Films. Früher hießen sie "Zappelphilipp". Heute hat
die Pharmaindustrie dafür eine richtige Krankheit ge-/erfunden: ADS oder ADHS
nennt sich der Befund, der mittlerweile bei mehr als einer halben Million (!)
Kinder attestiert wurde. Gemeint ist dabei ein
"Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom", das wahlweise ohne oder mit
Hyperaktivität auftreten kann. Ohne Zweifel: Solche Kinder sind sehr anstrengend
und können ihre Eltern, Erzieher und Lehrer durch ihren ständigen
Bewegungsdrang und unkontrollierte Impulse systematisch in den Wahnsinn
treiben.
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Doch seit das Symptom einen richtigen Namen hat, wird auch immer
hemmungsloser die chemische Keule dagegen eingesetzt. Die "segensreiche
Pille" für bzw. gegen die scheinbar nicht mehr zu bändigenden Kinder heißt
Ritalin bzw. Generika mit dem gleichen Wirkstoff Methylphenidat. Das
Betäubungsmittel wurde schon vor 70 Jahren erfunden, erlebt aber erst jetzt
einen kometenhaften Aufstieg. Es wird mehrmals täglich verabreicht und stellt
je nach Dosis auch den nervösesten Nachwuchs ruhig. In Amerika ist der Stoff,
der paradoxerweise zu den Amphetaminen wie Kokain (also den Aufputschmitteln)
gehört, gleichzeitig ein beliebter Leistungstrimmer bei Schülern und Studenten
- und als solcher gar nicht mehr wegzudenken. Die Deutschen liegen zwar noch
weit hinter den USA, holen aber mächtig auf: In den letzten zehn Jahren ist die
Vergabe laut Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt um das 270-Fache gestiegen.
Ein riesiges Geschäft mit enormen Wachstumsraten für die Pharma-Industrie: Der
Schweizer Konzern Novartis (früher Ciba Geigy, "Ritalin-Erfinder")
machte 2006 allein mit der Ritalin-Gruppe einen Umsatz von 330 Millionen
Dollar; ein Plus von 37 Prozent.
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Die Konkurrenz, Johnson&Johnson sahnt mit
Concerta (gleicher Wirkstoff) mit 930 Millionen Dollar Umsatz noch mehr ab; 20
Prozent mehr als 2005. Dabei sind zumindest einige schwerwiegende
Nebenwirkungen von Ritalin & Co. seit Jahren bekannt und werden selbst von
den Pharmaunternehmen und verschreibenden Medizinern nicht verschwiegen:
Persönlichkeitsveränderungen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit bis zum
Untergewicht, deutliche Wachstumsverzögerung von über 20 Prozent pro Jahr, Meldungen
über plötzliche Todesfälle in USA, Herzrasen, Krampfanfälle u.v.m. Obwohl
Ritalin seit 70 Jahren auf dem Markt ist, gibt es keine einzige unabhängige
Langzeitstudie, beklagen Kritiker wie der Göttinger Neurologe Gerald Hüther. Er
befürchtet unter anderem, dass es durch Ritalin bald auch einen starken Anstieg
von jungen Parkinson-Kranken geben könne. Doch der große Aufschrei, der laut
Hüther im Interesse der betroffenen Kinder seit Jahren durch unsere
Gesellschaft hallen müsste, bleibt aus. Zu viele Interessenten setzten lieber
auf die schnelle Pille, die so viele verhaltensauffällige Kinder zum
Funktionieren bringt, statt auf eine genaue, mühevolle Diagnostik und nötige
Verhaltenstherapie. Ein süchtig machender, auf Rezept verordneter Teufelskreis
für Hunderttausende Kinder in Deutschland und Millionen weltweit - mit
unabsehbaren Langzeit-Folgen. Tendenz weiter steigend.*
Text: von* bis* aus Link oben entnommen
Du hast, liebe Claudia, alles sehr gut und richtig beschrieben. Zappelphilipp hin oder her, die Pharmakeule richtet oft mehr Schaden an, als sie Nutzen bringt. Viele Eltern geben die Pillen nur, damit sie selbst ihre Ruhe haben. Ein Kind sollte so lange als möglich Kind bleiben und sich austoben. Ein gewisses Maß an Unruhe gehört nun mal zu einem Kind, es ist die schönste Zeit. Sie prägt bis ins hohe Alter.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Margot
Sehr geehrte Verfasserin,
AntwortenLöschenmit Erstaunen habe ich Ihre Argumente für und gegen Pillen ( Sepsis und ADS) gelesen. Sie haben vollkommen recht, Pillen müssen manchmal sein, dies gilt aber auch für ADS. Ich habe mich mit beiden Krankheitsbildern intensiv befasst und mag deshalb nicht anderen Leuten oder leidenden Kindern einen Stempel auf die Stirn drücken. Einen septischen Schock habe ich nur mit Hilfe von Pillen und viel Glück überlebt. ADS oder ADHS- Kindern sollte man aber auf jeden Fall eine Chance geben, ohne dabei die Eltern und Ärzte anzuprangern. Erwiesen ist, dass Ritalin bei Menschen ohne ADS genauso gut wirkt, wie eine Tasse Kaffee. Ein Antidepressivum wirkt auch nur bei Menschen mit Depressionen und nicht bei Gesunden. Bitte lesen Sie die Studien, die es tatsächlich gibt, und Fachbücher über diese Krankheit, bevor Sie einer allgemeinen Hysterie folgen und Texte veröffentlichen, die sie nur mutmaßen, da offensichtlich nicht selbst betroffen. Einem Kind mit Diabetes verweigert man auch nicht das Insulin und rät nur zur Ernährungsumstellung (muss ja eh sein) und zu mehr Bewegung.
Ein frohes Weihnachtsfest wünscht eine kritische Leserin.