Sonntag, 2. Dezember 2012

Matthias Claudius: Winter


Der Winter ist ein rechter Mann

JouJou: pixelio.de

War je ein Mann gesund, ist er’s;
er krankt und kränkelt nimmer,
weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs
und schläft im kalten Zimmer.

Er zieht sein Hemd im Freien an,
und läßt’s vorher nicht wärmen;
und spottet über Fluß im Zahn
und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
haßt warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn’s Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;

wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich’ und Seen krachen:
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
dann will er sich tot lachen.

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort, bald hier,
gut’ Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
und seh’n ihn an und frieren.


Ich liebe seit meiner Kindheit alles was sich reimt. Es muss beim aufsagen oder anhören in meinen Ohren schon mal einen besonderen Klang und Rhythmus haben, damit ich es mag. Der Text ist natürlich auch wichtig, da nehme ich aber so querbeet alles zu allen möglichen Themen her. Es gibt Reimformen mit denen ich mich aber so gar nicht anfreunden kann, nach zu lesen bei: 

http://de.wikipedia.org/wiki/Reim


Mal ein Beispiel von etwas, was ich nicht mag:
Ein Binnenreim, bei dem sich Versende und Inneres des vorhergehenden oder folgenden Verses reimen.
„Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter
dir, wie der Winter, der eben geht.“
 Rilke in Die Sonette an Orpheus 

Da bleibe ich doch lieber bei so einem Gedicht, wie dem von Matthias Claudius: Der Winter. Das mag ich vorlesen oder singen, beides gefällt mir. Viele Menschen könnten es auch aufsagen. Das kann ich nicht. Ich konnte, warum auch immer, gar nicht gut auswendig lernen, geschweige denn es für längere Zeit behalten. Das gelang mir immer nur bruchstückhaft. In der Schule war das eine Katastrophe mit den Strophen, deshalb heißen die auch so. Jetzt bin ich ja schon lange groß und darf vom Zettel ablesen. Hier in meinem Blog will ich nun immer wieder mal ein Gedicht veröffentlichen, auch eigene Werke :-).


1 Kommentar:

  1. Liebe Claudia, wunderschönes Gedicht oder auch Lied. Mir geht es wie Dir, ich mag Gedichte mit einer schönen Reim-Melodie. Ich mag lieber Ringelnatz als Rilke.

    Liebe Grüße, Margot

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